Geschichte

 

100-jährige Chronik

1890 – 1990

Die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen

Die Freiwillige Feuerwehr Altenmedingen, die in diesem Jahr ihr 100 Jähriges Gründungsfest feiert, wurde am 04. Juni 1890 gegründet. Die Ereignisse, die zu der Einrichtung einer Freiwilligen Feuerwehr führten, waren weniger besondere Brände in Altenmedingen oder der näheren Umgebung, sondern vielmehr das allgemeine Bedürfnis Feuersbrünste energischer und besser ausgebildet entgegenzutreten.

Seit längerer Zeit besteht in Altenmedingen, wie auch in anderen Orten, eine Pflichtfeuerwehr. Diese bestand aus den gesunden männlichen Ortsbewohnern, die sich bei Feuer zu versammeln hatten um gemeinsam den Brand zu bekämpfen. Nach dem verheerenden Großfeuer in Hamburg vom 05. bis zum 08.Mai 1842, der einen großen Teil der Stadt in Schutt und Asche legte, fasste man in immer mehr Städten und Gemeinden den Entschluss eine Freiwillige Feuerwehr aufzustellen. Nach Gründung von freiwilligen (Turner-) Feuerwehren in Hannover (1850), Celle und Lüneburg (1864), Uelzen (1867) und Bevensen (1869) traten am 04.Juni 1890 24 Altenmedinger Männer am Spritzenhaus „bei einer Tonne Bier“ zusammen, um eine Freiwillige Feuerwehr zu gründen. Ein Grund für die relativ späte Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen war sicherlich, dass in Altenmedingen keine Turner vorhanden waren, aus denen sich die Freiwilligen Feuerwehren zusammensetzten, wie z.B. in Bevensen.

Grundungsfoti

Die Feuerwehrmitglieder der ersten Stunde waren:

Hofbesitzer H. Kathmann, Hofbesitzer W. Saucke, Hofbesitzer H. Grantin, Tischlermeister H. Meese, sen., Tischlermeister J. Martiens, Gastwirt H. Fehlhaber, Schumachermeister H. Lühr, Kötner Jürgen Grantin, H. Meyer J. Oetzmann, W. Steckelberg, Schneidermeister W. König, Bäckermeister J. Künast, Landwirt Georg Schulz, Hofbesitzer Karl Schulz, H. Tippe, J. Tippe, Schneidermeister H. Brammert, Kötner W. Seedorf, August Meyer, Johannes Schlikau, Christian Schulz

 

 

Gleichzeitig wurde beschlossen, dass Hofbesitzer als soziale Mitglieder der Wehr gegen Bezahlung von 10 Mark jährlich angehören und somit vom Dienst befreit sind. Der erste Hauptmann der Altenmedingen Wehr wurde der Hofbesitzer H. Kathmann, zum Vizehauptmann Hofbesitzer W. Saucke gewählt. Unter dieser Führung entwickelten sich ansehnliche Tätigkeiten, ein regelmäßiger Übungsdienst wurde eingerichtet.

Mit der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen durfte diese jedoch nicht alle Aufgaben der Pflichtfeuerwehr übernehmen. Im §1 der Statuten aus dem Jahr 1902 wird festgelegt, dass zwei Abteilungen innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr zu bilden sind und zwar nur „zur Bedienung der ihr übergebenen Spritzen…“ und „eine Abteilung zur Ausübung des Steiger- und Rettungsdienstes“. Weiter wurde festgelegt „die Freiwillige Feuerwehr bildet einen in sich selbständigen Teil der Ortsfeuerwehr und stellt sich bei Feuersgefahr dem Verwalter der Feuerpolizei… und zwar auch für Fälle der nachbarlichen Löschhilfe.“.

Im Falle der nachbarlichen Löschhilfe reichten die Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr sogar weiter als die der Pflichtfeuerwehr. So konnten bereits im Jahr 1891 250,20 Mark Entschädigung für geleistete Einsätze in Eddelstorf, Bruchtorf, Becklingen und Bostelwiebeck, vereinnahmt werden.

Eine Spritze mit cirka 300 Litern Wassermenge in der Minute beschaffte die Gemeinde Altenmedingen bereits 1881 für den 1.Zug der Pflichtfeuerwehr von der Firma Rönneburg in Uelzen. Bis zur Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen war diese in der Obhut des Hofbesitzer Johannes Schulz und den Handwerkmeistern Martiens und Stelter sen. Als Unterstand diente das 1881 erbaute Spritzenhaus, das 1906 vergrößert und mit einem Steigerturm versehen wurde. Eine zweite Spritze wurde 1923 beschafft um „eine bessere Wasserzufuhr zu haben“.

Um weitere notwendige Löschgeräte und Ausrüstungsgegenstände zu beschaffen, reichten die Einnahmen bei weitem jedoch nicht aus. Auf der Versammlung am 26.Juni 1891 „erklärte sich die Führerschaft bereit, die Bürgerschaft für die, von der Firma Früchte, Wichmannsburg, geliehenen 500 Mark übernehmen zu wollen, dafür aber das Inventar der Wehr als Unterpfand dienen sollte“. Mit diesem Geld wurden u.a. 37 Röcke von Schneidermeister König für insgesamt 296 Mark (!!!) angeschafft.

Nach achtjähriger Tätigkeit löste 1898 der bisherige Vize W. Saucke den Hauptmann H. Kathmann ab. Ihm verdankte die Wehr ihren weiteren Ausbau und eine straffe geregelte Disziplin, bis er im Jahre 1909 sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegte. In der Festschrift zum 40-jährigen Bestehen der Wehr schrieb man „erfreulicher Weise können wir feststellen, dass seit Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr, mit Ausnahme des Schadensfeuers auf dem Hallenslebenschen Hofe am 4.November 1927, keine größeren Feuersbrünste in Altenmedingen ausgebrochen sind.“. Geprägt wurde der Dienst in der Feuerwehr vielmehr durch Übungen und einigen kleinere Brände.

Am 5. und 6.Juli 1930 richtete die Feuerwehr aus Anlass ihres 40-jährigen Bestehens den 17. Kreisfeuerwehrtag des Landkreises aus. Der Ort hatte zu diesem Tage sein Festgewand angelegt – Girlanden schmückten den Ort. Der Festkommers endete mit einem Fackelzug durch den Ort zur Hallenslebenschen wiese, wo ein schönes Feuerwerk abgebrannt wurde.

Am frühen Morgen des 29.November 1933 wurde gegen 4 Uhr unsere Wehr zu der Ziegelei des Albert Niebuhr nach Eddelstorf gerufen. Die Altenmedinger Feuerwehr konnte als zweite Wehr am Brandherd tätig werden und mithelfen das Feuer einzudämmen. Auf der Generalversammlung am 23.Juni 1934 legte aufgrund der neuen Verfügung, der Hauptmann Karl Schulz mit dem Erreichen des 60. Lebensjahres sein Amt nach 44-jähriger Dienstzeit nieder. Als letzter Mitbegründer verstarb Karl Schulz im Juli 1959. Als Nachfolger wurde der bisherige Vizehauptmann Georg Kruse gewählt. Im gleichen Jahr wurde die langersehnte Zisterne im Rahmen eines Arbeitsbeschaffungsprogrammes an der Wobachbrücke erstellt.

Zu einem Großbrand mussten die Altenmedinger Blauröcke am 17.September 1935 um 20.40 Uhr ausrücken. Auf dem Hof des Landwirtes Otto Basse brennen Wohnhaus, Scheune, Maschinen sowie die gesamten Erntevorräte nieder. Leider ist in den Kriegsjahren das, sonst lückenlose und detailliert geschriebene, Protokollbuch nicht weitergeschrieben worden. In den Jahren 1942 bis 1947 ist Wilhelm Schulz jedoch Brandmeister wie sich fortan der Hauptmann nannte, geworden. Nach nur wenigen Dienstjahren als Brandmeister musste W. Schulz am 5.November 1949 wegen Erreichens der Altersgrenze vom aktiven Dienst ausscheiden. Er wurde von den Kameraden der Altenmedinger Wehr zum Ehrenbrandmeister gewählt.

Zum Nachfolger des ausscheidenden Brandmeisters wurde Wilhelm Seedorf (später selber Ehrenbrandmeister) gewählt. Über ihn steht u.a. in Protokollen „…übt sein Amt äußerst gewissenhaft aus und versteht es vortrefflich die Jugend für den Feuerwehrgedanken zu gewinnen.“ Dieses schlug sich auch auf die Mitgliederzahlen der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen nieder. Im Sommer 1956 konnte in Haaßel eine weitere Zisterne in Betrieb genommen werden. Eine Tragkraftspritze der Firma Metz (TS8) konnte im November 58 in Dienst gestellt werden.

Am 20.November 1958 brannte das Stallgebeäude der Gastwirtschaft Reinstorf, in Altenmedingen. Da das Feuer schnell um sich griff, alarmierte man vorsorglich die Tanklöschfahrzeuge aus Bevensen und Uelzen, die jedoch nicht mehr eingesetzt werden brauchten. Im trockenen Sommer des Jahres 1959 gab es zahlreiche Waldbrände, zu deren Bekämpfung auch die Altenmedinger Wehr eingesetzt wurde. Den Kreisfeuerwehrtag des Jahres 1960 richtete die Feuerwehr Altenmedingen am 13. und 14. August anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der Wehr aus.

Das Jahr 1963 wurde durch zwei Großfeuer gekennzeichnet. So brannte am 10.September der Viehstall des Landwirts Rudolf Lütgens in Vorwerk nieder und nur 18 Tage später wurden Viehstall und Scheune des Hofes Scheele in Edendorf ein Raub der Flammen. Unsere Wehr schützte die Eddelstorfer Schule. Harte Diskussionen, die zum Rücktritt des Gemeindebrandmeisters Wilhelm Seedorf führten, gab es 1964, als es darum ging, ein Löschgruppenfahrzeug (LF8) anzuschaffen. Seedorf wollte für seine Wehr ein mittleres LF 8 mit Allradantrieb, die Gemeinde Altenmedingen war jedoch nur bereit ein leichtes LF 8 zu beschaffen. In den Jahren 65 bis 67 war Gerhard Voigts Brandmeister, Otfried Hinrichs wurde am 29.Mai 1965 zum stellvertretenden Wehrführer gewählt.

LF-Übergabe

Aus Anlass des 75. Geburtstages der Feuerwehr fanden am 10.Juli 1965 die Unterkreiswettkämpfe unter großer Beteiligung in Altenmedingen statt.

Wettkapfgruppe 1965Alte Wettkampfgruppe 1965

Bereits zwei Tage zuvor wurde der Wehr als Geburtstagsgeschenk ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 auf Opel-Blitz-Fahrgestell durch den Bürgermeister Walter Schröder übergeben. Zum ersten Einsatz kam dieses Fahrzeug bereits am 25.September bei einem Großbrand auf dem Anwesen des Landwirtes Besenthal in Bevensen. Ein weiterer Großbrand war 1968 in Eddelstorf beim Landwirt Hans Krüger zu verzeichnen.

Der März 1969 zeichnet sich durch riesige Schneemassen aus, auch hier kam unsere Wehr zum Einsatz. Zu einem Scheunenbrand wurde unsere Wehr am 11.Juni 1970 nach Eddelstorf gerufen. Ein weiteres Großfeuer in Eddelstorf gab es am 14. Juli 1972 zu Bekämpfen, als die Ziegelei brannte. Zwanzig Altenmedinger Kameraden waren bis 4 Uhr morgens im Einsatz. Zahlreiche Großbrände folgten in den Jahren 73 bis 75.

Am 4.Juni 1977 erklärte Wilhelm Seedorf auf der Generalversammlung nach 45 Jahren Mitgliedschaft, davon 28 Jahren als Brandmeister, wegen Erreichens der Altersgrenze, seinen Rücktritt. Wilhelm Seedorf wurde von der Wehr zum Ehrenbrandmeister gewählt. Neuer Ortsbrandmeister -und heutiger Ehrenortsbrandmeister- wurde Otfried Hinrichs, sein Stellvertreter Hermann Rieckmann. Nach einem Blitzschlag, der das Wirtschaftsgebäude des Landwirtes Kurt Bechtloff in Drögennottorf entzündete, kam die Wehr am 24.Juni 1978 zum Einsatz. Im Februar galt es der Schneekatastrophe Herr zu werden. Hier waren die Altenmedinger mehrere Tage im Einsatz um u.a. Wege für Milchwagen zu Landwirten passierbar zu machen.

Aus Anlass des 90. Geburtstages führte unsere Wehr die Gemeindewettkämpfe für den Bereich Bevensen II am 8.August 1980 durch. Hierbei waren über 30 Gruppen am Start. Am 11.Dezember 1981 konnte die Freiwillige Feuerwehr Altenmedingen voller Stolz ein Tanklöschfahrzeug TLF 8/W übernehmen. Die Ausrüstung der Stützpunktwehr Altenmedingen war nunmehr komplett. Dass dieses Fahrzeug besonders für die Waldbrandbekämpfung konzipiert wurde, zeigte sich schon bald bei Waldbrandeinsätzen u.a. in der Görde.

Am 4.Juni 1983 wurde Horst Tomczak zum stellvertretenden Ortsbrandmeister gewählt, da Hermann Rieckmann sein Amt nach Erreichen der Altersgrenze zur Verfügung stellte. Eine weitere kulturelle Aufgabe übernahm die Altenmedinger Feuerwehr 1984. Am 21.April 1984 richteten die Altenmedinger Blauröcke ihr erstes Osterfeuer unter der Leitung von Hartmut Theiding aus. Es wurde ein großer Erfolg. Einen Opel-Eintonner erwarb die Wehr am 16.Juni 1984. In mühevoller Kleinarbeit wurde der 1937 erbaute offene Mannschaftswagen restauriert. Gleichzeitig erstand durch den „Oldie“, wie er liebevoll genannt wird, eine Freundschaft mit den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Alkersum auf der Insel Föhr, wo dieses Fahrzeug lange Zeit im Dienst gestanden hat.

Ölsperre

Das Jahr 1985 wurde geprägt durch die Restaurierungsarbeiten am Oldtimer. Am 1.März 86 flossen 22.000 Liter Heizöl auf der Ilmenau bei Bad Bevensen aus. Bei dieser technischen Hilfeleistung waren beide Fahrzeuge unserer Wehr, zusammen mit Anderen, viele Stunden im Einsatz. Nach cirka 5.000 Arbeitsstunden konnte bereits am 9.März 68 eine erste Probefahrt mit dem Oldtimer unternommen werden. Nach längerer Zeit schlug der rote Hahn wieder einmal in Altenmedingen zu: der Dachstuhl des Hofes Helmke, gegenüber vom Gerätehaus brannte am 6.August um 22 Uhr nahezu in voller Ausdehnung. Gemeinsam mit den Wehren aus Eddelstorf und Tanklöschfahrzeug und Drehleiter aus Bad Bevensen konnte jedoch der größte Teil des Gebäudes gerettet werden.

Wohnhausbrand HelmkeWohnhausbrand „Helmke“

Ein Stück Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen endete am 18.Februar 1989. Nach der Vorführung beim TÜV kam das endgültige Aus für das mittlerweile 25 Jahre alte Löschgruppenfahrzeug LF 8. Rechtzeitig zum Geburtstag der Altenmedinger Wehr, konnte der Samtgemeindebürgermeister Willi Scharnhop am 4.November 89 ein neues Löschgruppenfahrzeug LF 8 auf Mercedes-Fahrgestell übergeben.

Das Jahr 1990 wird von den Aktivitäten zum 100. Geburtstag der Wehr geprägt. Nach dem Jubiläumsball mit Festansprachen am 23.Juni, als offizielle Geburtstagsfeier, konnte der Bürgermeister der Gemeinde Altenmedingen unserer Feuerwehr am 7.Juli, den lang ersehnten und mit vielen Kopfzerbrechen geplanten, Anbau an das Gerätehaus übergeben. Jetzt verfügt die Altenmedinger Feuerwehr über den erforderlichen Schulungsraum und sanitäre Anlagen. Ein weiteres wichtiges Datum für die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen wird der 1.September 1990 sein. An diesem, Tag richtet die Wehr den Kreisfeuerwehrtag aus, wie bereits vor 30 und 60 Jahren.

In der bewegten – nunmehr 100-jährigen – Geschichte unserer Feuerwehr waren es immer wieder Freiwillige, die sich dem in Not geratenen Nächsten opferten, ohne dabei nach einer Entlohnung zu fragen – Wie bereits vor 100 Jahren die Gründer unserer Feuerwehr, so wollen wir fortführen, was unsere Väter und Großväter begonnen haben, damit der Grundgedanke in der Wehr weiterlebt –

Einer für Alle – Alle für Einen

Gott zur Ehr – dem Nächsten zur Wehr

 

Die Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr Altenmedingen

1890 – 1898 Heinrich Kathmann, Hofbesitzer

1898 – 1902 Wilhelm Saucke, Hofbesitzer

1902 – 1934 Karl Schulz, Hofbesitzer

1934 – 1942 Georg Kruse, Hofbesitzer

1942 – 1949 Wilhelm Schultz, Zimmermann

1949 – 1964 Wilhelm Seedorf, Stellmachermeister

1964 – 1967 Gerhard Voigts, Landwirt

1967 – 1977 Wilhelm Seedorf, Stellmachermeister

1977 – 2001 Otfried Hinrichs, Abteilungsleiter

2001 – 2009 Holger Hinrichs, Betriebswirt

Seit 2009 Michael Alvermann, Agraringenieur